Aus dieser Schule sind die beiden großen zeitgenössischen i 'hilosophen Italiens hervorgegangen, Croce und Gentile. Beide Denker knüpfen an die J ) Gentile, Che cosa e il fascismo. 2 ) Gentile hat einen Neudruck seiner Werke veranlaßt. In seiner ,,Introduzione alla filosotia'*, Bd. 3, sagt er: Damit aus einem Volke eine Nation werde, muß es sich seiner Nationalität, seiner Kraft und seiner Kultur bewußt sein. 28 Philosophie Hegels an, die gerade in Italien, namentlich an der Universität Neapel, von jeher gepflegt wurde. Croce übernimmt von dem großen deutschen Denker den Leitgedanken, nämlich die Idee des Geistes als einer dialektischen Tätigkeit, die sich im Rhytmus von Gegensätzen bewegt. Diese Gegensätze formuliert er allerdings etwas anders als Siegel, indem er zwischen kontra- diktorischen und nur konträren Momenten unterscheidet. Ferner lehnt Croce die empirischen Gedanken völlig ab; für ihn erzeugt nur der Geist die Realität. Es gibt in der Welt nichts, was nicht Manifestation des Geistes wäre. Er gliedert sich in zwei Hauptformen: theoretische Aktivität (Erkennen) und praktische (Wollen und Handeln). Unterformen sind: intuitives Anschauen (Kunst), intellektuelles Denken (Wissenschaft), ulititalisches Handeln (Ökonomie), moralisches Wollen (Ethik). So schrieb denn Croce ein Buch über Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie und betonte seine innere Verwandtschaft mit Vico, dessen Lehre er gleichfalls eine besondere Schrift gewidmet hat. Diese Verwandtschaft tritt besonders in Croces Werken über Historik und Ästhetik hervor. Diese und andere Bücher des italienischen Philosophen haben internationales Ansehen erlangt. Gentile schließt sich zwar im all¬ gemeinen an den Geist der Hegelschen Dialektik an. Er faßt sie aber nicht als abstrakte Reflexion auf, sondern als konkretes Denken, das zugleich ein landein ist. Daher bezeichnet er seine Philosophie als Aktualismus. Die wahre Realität liegt in dem schöpferischen Akt des Geistes. Dieser ist nicht etwa nur Bewußtsein und Kontemplation der Welt, sondern schöpferisches Hervorbringen der Welt; Ethik und Politik sind daher ein Ausfluß des Geistes. Selbst die historische Schau bedeutet nicht nur einen Bericht über Gescheh¬ nisse der Vergangenheit, sondern auch eine geistige Schöpfung 1 ). In dieser Lehre erblickt Gentile eine Fortführung der italienischen Tradition, die von Bruno bis auf Vico, Gioberti und Spaventa reicht. Er hat sich vollkommen dem Faschismus angeschlossen, war eine Zeitlang Unterrichtsminister und Urheber einer tiefgreifenden Schulreform. Gentile hat auch wichtige Beiträge zur Staatstheorie des Faschismus geliefert 2 ), welche weiter unten erwähnt werden sollen. Es sei noch hinzugefügt, daß auf dem Gebiete der Rechts¬ philosophie sich G. Del Vecchio auch außerhalb Italiens einen Namen gemacht hat durch seinen Kampf gegen den reinen Rechtspositivismus und seine philosophische Begründung des Imperialismus; dadurch hat seine Lehre eine nahe Beziehung zum Faschismus. *) Von den zahlreichen Schriften Gentiles ist ,,Der aktuale Idealismus“ auch in deutscher Übersetzung erschienen (1932). -I Vgl. besonders „Che cosa e il fascismo", „La filosolia de] fascismo“. Charakte¬ ristisch ist der Satz: ,,L<» stato drj fascismo e una creazionc tutta spirituale".
Saturday, April 9, 2022
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